Das Ärgernis mit Ungleichmäßigkeiten bei keramischen Fliesen

In der Regel sind die Ansprüche gegenüber einer Fliesenverlegearbeit seitens des Bauherrn nicht geringer als „perfekt“. Der Perfekt-Aspekt definiert sich hierbei häufig über Kantenfreiheit und absolut gleichmäßige Belagsflächen. Der Fliesenleger möchte diesem Anspruch gerecht werden. Damit das optimale Verlegebild aus den Arbeiten resultiert und der Bauherr zufrieden ist, bedarf es jedoch auch einer qualitativ hochwertige Fliese:

- Hohe Maßgenauigkeit,

- Hohe Ebenflächigkeit,

- Hohe Rechtwinkligkeit,

- Hohe Geradheit,

- Geringe Windschiefe.

Sollten diese Qualitätsaspekte der Fliese nicht ausreichend Genüge getan sein, so wird sich dies in der Qualität des Gesamtbelages niederschlagen. Ein solches Ärgernis kann verhindert werden: Entweder leistet der Fliesenleger eine Voraufklärung bzgl. der Fliesenqualität oder der Bauherr informiert sich im Vorfeld über die Qualität seiner Fliesen.

Wie sich eine qualitative Fliese mit hoher Maßgenauigkeit in Sachen Oberfläche, Rechtwinkligkeit und Kantenausbildung definiert und worauf Fliesenleger und Bauherr achten sollten, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.

Wo werden die zulässigen Toleranzen der keramischen Fliese geregelt?

Die Anforderungen an die keramische Fliese werden in Ihrer Art, Güte, Eigenschaft und Beschaffenheit in der DIN EN 14411 geregelt.

Bei der DIN EN 14411 handelt es sich um eine europäische Norm, welche somit auch für Importprodukte aus der Europäischen Union geltend. Neben physikalischen Eigenschaften wie z.B. Verschleiß und Bruchkraft werden in dieser Norm auch die zulässigen Toleranzen der keramischen Fliese definiert. Dadurch dass sich die keramischen Fliesen aufgrund Ihrer Produktionsart, Formgebung und Wasseraufnahme unterscheiden, sind die sein Gruppen eingeteilt. Die Gruppen weisen den Fliesen unterschiedliche Eigenschaften und Toleranzen zu.

Welche Toleranzen gelten für meine Fliese?

Um die zulässige Toleranz der Fliese zu bestimmen, gilt es zunächst zu Wissen, welcher Gruppe die Fliese zugeordnet ist.

Unterschieden wird im ersten Schritt dadurch, ob es sich um eine stranggepresste (Gruppe A) oder trockengepresste Fliesen (Gruppe B) handelt. Repräsentative Vertreter für die Gruppe A –stranggepresste Fliesen sind z.B. die klassischen Spaltplatten, wie sie aus Waschstraßen bekannt sind. Fliesen der Gruppe B - trockengepresste Fliesen sind z.B. Fliesen aus Feinsteinzeug. Im zweiten Schritt werden die keramischen Fliesen in die Untergruppen 1 bis 4 anhand Ihrer Wasseraufnahme eingeteilt.

Um die Eingruppierung einschließlich der Wasseraufnahme festzustellen, ist es in der Regel nicht notwendig eine aufwändige Laborprüfung durchführen zu lassen. Die Eingruppierung der keramischen Fliese ist auf der Verpackung und dem dazugehörigen Technischen - Datenblattausgewiesen.

Schritt 1: A-Gruppe oder B-Gruppe

Schritt 2: Untergruppe 1, 2, 3 oder 4

Zulässige Toleranzen in der Maßgenauigkeit, Ebenflächigkeit, Rechtwinkligkeit, Windschiefe und Geradheit gemäß DIN EN 14411

Um die zulässigen Toleranzen an keramischen Fliesen festzustellen, ist es unerlässlich, dieses gemäß der dafür vorgesehenen Prüfverfahren durchzuführen.

Nachfolgend möchte ich gerne auf die zulässigen Toleranzen der am häufigsten verwendeten keramischen Fliesen, der Gruppe B1 –trockengepresste Feinsteinzeug-Fliesen, eingehen.

Die keramischen Fliesen der Gruppe B1 mit Kantenlängen von > 15cm dürfen die nachfolgenden Toleranzen aufweisen:

 

Durchschnittliche Abweichung der Länge und Breite vom Werkmaß:

± 0,6% jedoch bis zu maximal ± 2,0mm

 

Maximal zulässige Abweichung der Geradheit der Seiten (Ansichtsflächen) vom angegebenen Werkmaß:

± 0,5% jedoch bis zu maximal ± 1,5mm

 

Maximal zulässige Abweichung der Rechtwinkligkeit, bezogen auf das angegebene Werkmaß:

± 0,5% jedoch bis zu maximal ± 2,0mm

 

Maximal zulässige Oberflächenverformung, bezogen auf das angegebene Werkmaß:

Mittpunktwölbung, errechnet aus der Diagonalen sowie Kantenwölbung und der Windschiefe: ± 0,5% jedoch bis zu maximal ± 2,0mm

Auswirkung der Toleranzen der keramischen Fliesen auf das Ergebnis des Fliesenbelages

Unterschiedlich breite und lange Fliesen wirken sich auf das Fugenbild des Fliesenbelages auf. Gleiches gilt für Fliesen mit einer Toleranz in der Rechtwinkligkeit und einer Windschiefe. Der Fliesenleger hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Breiten und Längen der Fliesen in den Belagsfugen auszugleichen beziehungsweise diese in den Fugen zu vermitteln. Um dieses zu ermöglichen, ist es notwendig die Fugenbreit der Belagsfugen zu vergrößern. Dieses verschafft dem Fliesenleger den dafür notwenigen „Raum“ und ermöglicht es Ihm ein harmonisches Fugenbild zu generieren.

Zum Thema Toleranzen bei zementären Belagsfugenlesen Sie auch gerne hier:

Toleranzen bei Fugen in Fliesenbeläge

Ein weiterer Faktor neben der Abweichung von der Maßgenauigkeit ist die Veränderung der Oberfläche. Weist die Oberfläche eine Formveränderung auf, sind „Kanten“ im Fliesenbelag die Folge. Liegt beispielsweise eine Kantenwölbung vor und der Fliesenbelag wird im Halbverbandverlegt, sind die „Kanten“ im Fliesenbelag unvermeidlich. Beim Halbverbandtrifft die Stoßfuge mittig auf die darüber und darunter liegende Fliesenlängskante. Das hat zur Folge, dass durch die Kantenwölbung der keramischen Fliese, die beiden niedrigsten Punkte auf den höchsten Punkt trifft. Je nach Ausprägung der Längskantenwölbung ist eine „Kante“ bzw. ein Höhenversatz zwischen den Fliesen bereits ohne eine handwerkliche Toleranz deutlich spürbar.

Zum Thema Höhendifferenzen zwischenbenachbarten Fliesen lesen Sie auch gerne hier: Höhendifferenzen zwischen benachbarten Fliesen

Entscheidend ist, die erworbenen keramischen Fliesen im Vorfeld beginnender Verlegarbeiten auf Ihre Maßgenauigkeit, Formgebung wie aber auch auf optische Beeinträchtigungen zu überprüfen. Bestehen Zweifel an den zugesicherten Eigenschaften und Toleranzen sollten diese reklamiert werden. Bei Abweichungen, welche sich innerhalb der Toleranzbefinden, kann es zielführend sein, Maßnahmen wie z.B. eine größere Fugenbreite oder eine alternative Verbandsart zu wählen.

 

Fazit: Hohe Fliesenqualität, Toleranzüberprüfungvor Ort, Fugenverbreiterung und eine toleranzberücksichtigen Verlegeverband führen bei guten Grundbedingungen wie geraden Estrichen und Wänden zu einem stimmigen Gesamtergebnis.

 

Bestehen Zweifel an der Qualität Ihrer Fliesen oder Ihres Fliesenbelages kontaktieren Sie mich gerne.

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Ron Achteresch
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