Die regelgerechte Planung von Abdichtungen im Verbund (AiV) unter keramischen Fliesenbelägen stellt ein wesentliches Element bei der Gestaltung und Ausführung von Feucht- und Nassräumen dar. Insbesondere für Planer, Architekten, Bauleiter und ausschreibende Stellen ergibt sich hier aus eine erhebliche Verantwortung. Ziel ist es, Feuchteschäden zu vermeiden und funktionalen Anforderungen zu erfüllen. Die normativen Grundlagen finden sich insbesondere in der DIN 18534.

Anforderungen an die Abdichtung in Innenräumen nach DIN 18534

Die DIN 18534 bildet die zentrale Planungs- und Ausführungsgrundlage für die Abdichtung in Innenräumen unter keramischen Belägen. Sie definiert, in welchen Bereichen welche Abdichtungsmaßnahmen zutreffen sind und in welcher Form diese zu dokumentieren sind. Die Norm differenziert hierbei nach Wassereinwirkungsklassen und stellt konkrete Anforderungen an Materialwahl, Schichtdicken und Detailausbildungen.

Bedeutung der Wassereinwirkungsklassen für die Planung der Abdichtung

Gemäß DIN 18534 ist für jede zu planende Fläche eine Einstufung in die zutreffende Wassereinwirkungsklasse vorzunehmen. Die Wahl der Wassereinwirkungsklasse steht in Abhängigkeit der zu erwartenden Nutzung und der damit verbundenen Belastung durch Spritz- und Brauchwasser. Diese bildet die Grundlage für die Auswahl geeigneter Abdichtungssysteme sowie deren Verarbeitung.

  • W0-I: Geringe Wasserbeanspruchung (z. B. Gäste-WCs)
  • W1-I: Mäßige Beanspruchung (z. B. Wandflächen von privat genutzten Duschbereichen)
  • W2-I: Hohe Beanspruchung (z. B. Bodenflächen von gefliesten Duschen)
  • W3-I: Sehr hohe Beanspruchung (z.B. Umgänge von Schwimmbecken)

Mit der Höhe der Wassereinwirkungsklasse steigt die Anforderung an die Leistungsfähigkeit der Abdichtung im Verbund. Bei der Wassereinwirkungsklasse W0-I kann auf eine Abdichtung im Verbund verzichtet werden, hier wirkt der Fliesenbelag schützend. Bei der Wassereinwirkungsklasse W3-I hingegen, wird die Abdichtung im Verbund sehr hoch beansprucht. Hier sind besondere Maßnahmen zu treffen.

Die korrekte Einstufung in eine Wassereinwirkungsklasse ist ein zentraler Schritt in der Planung der Abdichtung, liegt in der Verantwortung des Planenden und beeinflusst sowohl die Wahl der Abdichtungsstoffe als auch die konstruktive Detaillausbildung und die Anforderung an den Untergrund.

Geeignete Untergründe und deren Einordnung

Die Wahl eines geeigneten Untergrundes ist Voraussetzung für eine dauerhaft funktionierende Abdichtung im Verbund. Planebene, tragfähige und frei von haftungsmindernden Bestandteilen ausgeführte Flächen sind zwingend erforderlich.

  • Geeignet für höhere Wasserbeanspruchung: Zementestrich, Zementputz, Beton, zementgebundene Bauplatten
  • Eingeschränkt geeignet (nur bei W0-I bis W1-I): Gipskartonplatten, Gipsputze, Gipsfaserplatten

Die Einordnung des Untergrundes ist stets im Zusammenhang mit der jeweiligen Wassereinwirkungsklasse zu betrachten.

Abdichtungsstoffe und Prüfzeugnis

Die Auswahl geeigneter Abdichtungsstoffe erfolgt in Abhängigkeit von Untergrund und Wassereinwirkungsklasse. Zugelassene Produkte müssen ein Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (AbP) vorweisen. Dies stellt die Verwendbarkeit der Abdichtungsstoffe sicher und bestätigt die Funktionalität des Abdichtungssystems in Kombination mit den Dichtbändern, Formstücken und den zu verwendenden Grundierungen und Fliesenklebern.

Die folgenden Abdichtungsstoffe lassen sich der Eignung zu der jeweiligen Wassereinwirkungsklasse zuordnen

Reaktionsharzabdichtungen:W0-I bis W3-I mit und ohne chemische und mechanische Beanspruchung

Zementäre flexible Dichtungsschlämmen (MDS): W0-I bis W3-I

Dispersionsabdichtungen:W0-I bis max. W1-I, primär Wandbereiche

Bahnenförmige Abdichtungen: W0-I bis W2-I, situativ nach Herstellerfreigabe und Eignungsnachweis bis W3-I

Konstruktive Ausbildung und Detailplanung

Die Detailausbildung ist maßgeblich für die dauerhafte Funktion der Abdichtung. Insbesondere Wand-Boden-Anschlüsse, Durchdringungen sowie Einbindungen von Entwässerungselementen stellen typische Schadensschwerpunkte dar.

Deshalb werden den Details eine besondere Bedeutung zugewiesen.

  • Bewegungs- und Randanschlussfugen mit systemkonformen Dichtbändern und Formteilen sicher und flexibel abdichten.    
  • Durchdringungen abdichten mit vorgefertigten Manschetten gemäß der Anforderungen des Abdichtungssystems.    
  • Entwässerungen entsprechend der zu erwartenden Wassereinwirkung dimensioniert und mit geeignetem Flansch     unter Verwendung einer Dichtmanschette in die Abdichtung integriert.

Ein besonderer Fokus liegt auf der dauerhaften Funktionalität. Bewegungs- und Randanschlussfugen (Dehnungsfugen), Durchdringungen wie z.B. Anschlüsse für Duscharmaturen und Entwässerungen wie z.B. Duschrinnen sind dauerhaft in Bewegung. Dichtbänder, Manschetten und Formteile wie z.B. Eckstücke nehmen die Bewegungen auf und dichten die Bereiche verlässlich ab.

Empfehlung zur Fachplanung

Die Vielzahl normativer Vorgaben, produktspezifischer Anforderungen und objektspezifischer Randbedingungen macht eine qualifizierte Fachplanung unabdingbar. Die frühzeitige Planung der Abdichtung im Verbund ist essenziell und muss nicht nur im Fliesenhandwerk, sondern auch bei dessen Schnittstellen Berücksichtigung finden. Es handelt sich um eine ganzheitliche Planung, von Untergrund wie z.B. Estrich oder Putz, über das SHK-Handwerk in Bezug auf die Entwässerungsrinnen oder punktförmigen Abläufe aber auch den Durchdringungen innerhalb der Wandflächen für den Anschluss von Armaturen.

Die Abdichtung im Verbund unter Fliesenbelägen ist kein Standarddetail, sondern eine komplexe bauphysikalische und normative Aufgabe. Sie verfolgt das Ziel, das Gebäude und dessen Bauteile vor eindringendes Wasser zu schützen. Wer hier strukturiert plant, Normen kennt und die angrenzende Gewerke berücksichtig, legt den Grundstein für dauerhaft funktionale Konstruktionen.

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